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Dina Bösch Dina Bösch, Geschäftsführerin der DAA

Die DAA in Zeiten von Covid-19

Herausforderungen und Chancen

Wie hat die DAA auf die Herausforderungen der Corona-Krise reagieren können?
Unter welchen Aspekten geht sie vielleicht auch gestärkt aus dieser Zeit hervor?
Diese Fragen und viele weitere beantwortet unsere Geschäftsführerin Dina Bösch.

Podcast - Interview zu "Die DAA in Zeiten von Covid-19" mit Dina Bösch

vom 23. Juni 2020 | Hamburg

Interview mit Dina Bösch

Das Interview führte Soo-Hee Lee de Ghersi.

Die Corona-Pandemie stellt jeden Einzelnen vor gewaltige Herausforderungen. Unternehmen aller Branchen müssen mit unterschiedlichsten Bedingungen und Auswirkungen zurechtkommen. Mitarbeiter*innen müssen ihre Tätigkeiten wegen des Kontaktverbots so weit wie möglich online im Homeoffice erledigen oder sogar in Kurzarbeit gehen. Schulen und Kitas waren geschlossen, wodurch Eltern neben ihrem beruflichen Alltag auch zu Erzieher*innen beziehungsweise zu Lehrer*innen wurden. Und die DAA ist mitten drin.

Wie die DAA mit der aktuellen Situation umgeht, welche Maßnahmen ergriffen wurden und wie sich die Zusammenarbeit verändert hat – dazu die Geschäftsführerin: Dina Bösch.


Frage
Frau Bösch, wie ist die DAA in diesen Ausnahmezustand gestartet?

Antwort Dina Bösch
Im Februar kündigte sich bereits an, dass eine Krise entstehen könnte. Wir haben frühzeitig begonnen zu prüfen, ob es Konzepte geben könnte, die Sicherheit bedeuten, ob wir dazu in der Lage sind, Mitarbeiter*innen in Homeoffice arbeiten zu lassen und welche rechtlichen Aspekte dabei berücksichtigt werden müssen. Das war so etwas wie die Vormusik. Dann kam der 13. März und es wurde die Schließung der Kitas und Schulen angekündigt. Damit war für uns erkennbar, hier kommt eine Krise auf uns zu. Am Sonntagabend, dem 15. März, habe ich unsere Zweigstellenleitungen gebeten, am Montag die Maßnahmen, Unterrichtseinheiten und Coachings herunterzufahren und damit die Präsenz von Teilnehmer*innen bei uns in den Häusern zu unterbinden, denn ab diesem Zeitpunkt konnte niemand die Gesundheit der Mitarbeiter*innen und der Teilnehmer*innen sicherstellen. Danach folgten sehr schnell die entsprechenden Anordnungen der Länder und des Bundes, unsere ganzen Unterrichts- und Coaching-Maßnahmen herunterzufahren.


Frage
Wie sind Sie mit der Tatsache umgegangen, dass es in unterschiedlichen Bundesländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Bestimmungen gab?

Antwort Dina Bösch
Das war extrem unerfreulich, weil die DAA als Unternehmen bundesweit aufgestellt ist, mit ungefähr 400 Standorten. Da ist es sehr herausfordernd, wenn es landesspezifische Unterschiede gibt – im zeitlichen Versatz und mit unterschiedlichen inhaltlichen Entscheidungen und Kommunikationswegen. Das war aufregend, sehr herausfordernd und gleichzeitig entspricht es uns, weil die DAA eine regionale Struktur hat. Dadurch, dass wir regional aufgestellt sind, konnten wir auch in den jeweiligen Regionen mit den Behörden, den Ministerien und auch mit den Kostenträgern und Kooperationspartnern im Kontakt stehen und abbilden, was vor Ort von uns verlangt wurde. Das wiederum hat es leichter gemacht.


Frage
Sie erwähnten gerade die unterschiedlichen Kommunikationswege. Wie ist die Kommunikation insgesamt abgelaufen?

Antwort Dina Bösch
Unter den Kolleg*innen klassischerweise ganz viel per E-Mail, per Telefon – aber auch sehr schnell über Webkonferenzen. Wir haben zum Teil üben müssen, und sehr schnell hat sich die Frage gestellt, wie wir mit unseren Teilnehmer*innen kommunizieren.  Wir haben im Grunde alles genutzt, was man nutzen kann. Vom Telefon über den Computer, aber auch die gute alte Schneckenpost war wieder gefragt, mit der zum Teil Aufgabenpakete verschickt wurden, um mit den Teilnehmer*innen im Kontakt zu bleiben.


Frage
Sie haben Ihre Mitarbeiter*innen erwähnt. Welche Auswirkungen gab es hier?

Antwort Dina Bösch
Zum Glück gab es nicht sehr viele Kolleg*innen, die tatsächlich an Corona erkrankt sind – das ist erstmal das Wichtigste. Wir hatten zum Glück auch nicht sehr viele Erkrankte unter den Teilnehmer*innen. Die Herausforderung, Präsenzeinheiten zu verhindern, hieß, dass unsere Kolleg*innen auch nicht mehr in die Büros kommen konnten – also im Homeoffice arbeiten mussten.

Zum Glück haben wir mit „ZEUS“ ein internes System, das es uns ermöglicht, von Zuhause aus zu arbeiten. Wir können alle am Schreibtisch, am Rechner auf unser zentrales System zurückgreifen – das ist großartig.

Man denkt dann vielleicht „ach Homeoffice, das ist doch schön, das Wetter ist gut“. Ich habe auch einen Balkon, es haben aber auch nicht alle einen Balkon. Für viele ist das Arbeiten zu Hause eine wirkliche Herausforderung. Sie haben es vorhin gesagt, Eltern hatten und haben zum Teil parallel ihre Kinder an Bord und denjenigen, die alleine wohnen, fehlt vielleicht auch der Kontakt.

Wir haben alle gemerkt, der Kontakt, der über den Klönschnack am Kaffeetresen entsteht, ist wertvoll. All das ist unterbrochen, und wir haben geschaut, wie wir trotzdem den Kontakt herstellen können. Es gelang über Chats oder ein Motivationsteam, das kleine Aufgaben gestellt oder zum Wochenende Grüße geschickt hat. Dieser Zustand ist noch einigermaßen erträglich.

Die nächste Herausforderung war, dass es nicht mehr überall Arbeit für alle gab. Auch wir haben Kurzarbeit in manchen Regionen angemeldet und es gibt Kolleg*innen, die in unterschiedlichen prozentualen Anteilen trotzdem in Kurzarbeit gehen mussten.

Als Geschäftsführerin der DAA bin ich sehr froh, dass es dieses Instrument gibt, denn es macht die Weiterbeschäftigung möglich. Wir müssen nicht über Kündigungen nachdenken, welche irgendwann als Thema in der Tür stehen, wenn man aufgrund von Maßnahmeausfall oder -verschiebung keine Arbeit mehr für Mitarbeiter*innen hat.

Wir haben immer versucht, über alternative Lehr- und Lernformen fortzuführen was ging – aber ein Teil der Beschäftigten hatte dennoch keine Arbeit mehr. Deshalb ist die Kurzarbeit ein Instrument, das wir auch nutzen. Zum Glück ist die DAA gut aufgestellt, sodass wir das Gehalt auf 90% des Nettogehalts aufstocken konnten. So auch für diejenigen, die wegen der Kinderbetreuung zu Hause sind.


Frage
Konnten Sie durch diese Maßnahmen gewährleisten, dass der Ablauf gesichert ist?
Trotz Homeoffice und Kurzarbeit?

Antwort Dina Bösch
Ja, ich glaube, das ist gelungen, weil wir ganz tolle Mitarbeiter*innen haben. Man kann so oder so reagieren. Man kann in Schockstarre geraten und sagen „ich beweg mich keinen Schritt mehr“ oder man kann genau anders reagieren und sagen „jetzt erst recht – jetzt krempeln wir die Arme auf und schauen mal, was wir noch alles können“.

Zum Glück hat die DAA seit vielen Jahren Systeme, auch Lernsysteme, die ohne analoge Einheiten auskommen. Wir haben unsere Lernplattform mit 3.000 Modulen und verschiedenen Berufsausbildungen. Wir sind nicht bei null eingestiegen, sondern wir haben eigentlich das, was wir schon hatten, noch weiter ausbauen können. Mich hat wahnsinnig gefreut, dass ganz viele Mitarbeiter*innen auf den Zug aufgesprungen sind, die vielleicht vorher ein bisschen zurückhaltender waren. Jetzt erlebt man, dass auch eine Web-Konferenz ein Kontakt ist und dass auch in einem virtuellen Klassenzimmer Lerninhalte vermittelt werden – bis hin zu einem Coaching, das auch am Telefon wirkungsvoll ist.

Das sind Erfahrungen, die wir alle neu gemacht haben. Unsere Mitarbeiter*innen – aber auch die Teilnehmer*innen. Und ich finde es toll, das zu erleben. Das ist ein riesen Innovationsschub für uns. Den wollen wir nutzen – und den nutzen wir auch und er wird uns für die Zukunft gut tun.


Frage
Wie ein Katalysator ...
Das hört sich alles an sich auch recht positiv an und Krisen sind ja nicht immer nur negativ. Gab es noch mehr Dinge, die Sie positiv überrascht haben?

Antwort Dina Bösch
Das ist eine schöne Frage, die Sie stellen.

Meine These ist, dass sich die Qualität von Zusammenarbeit in der Krise zeigt – wie in allen anderen Kontexten auch. Solange die Sonne scheint und das Wetter schön ist, können wir uns alle mit guter Laune begegnen. Aber wenn es eng wird, zeigt sich, wie tragfähig die Strukturen sind.

Ich war und bin immer noch überrascht und ich habe das Gefühl, dass an vielen Stellen dieser Schulterschluss untereinander noch einmal stärker war und wir gleichzeitig die Erfahrung machen, dass unsere Strukturen und Prozesse belastbar sind. Wir haben keinen Gerüsteinsturz erlebt, sondern wir haben eher erlebt, dass die Säulen, auf denen wir dieses Unternehmen aufgebaut haben, tragfähig sind und das ist toll.


Frage
Sie haben schon ein bisschen berichtet über die Weiterführung der Maßnahmen, und dass Sie auf bestehende Konzepte des digitalen Lernens aufbauen konnten. Gibt es da noch etwas, worüber Sie sagen: Es musste nicht mehr so viel Neues entstehen oder gab es Dinge, die Sie komplett neu erfinden mussten? Und wo haben Sie auf Bestehendes aufgebaut?

Antwort Dina Bösch
Neu erfinden würde ich so nicht sagen. Was wir aber alle miteinander gelernt haben, ist, z. B. neuere Tools zu nutzen. Wir waren immer mit Adobe Connect unterwegs – unserem virtuellen Klassenzimmer. Jetzt sind wir alle aber auch virtuell mit Zoom, mit Teams, mit Blizz unterwegs. Ganz wichtig ist immer, dass es datenschutzkonform ist – das ist ein wichtiger Aspekt, den man nicht vergessen darf. Da haben wir alle viel Neues gelernt und es war und ist eine sehr steile Lernkurve. Das ist toll und gleichzeitig habe ich natürlich auch eine große Sorge, weil es Umsatzeinbrüche gibt und nicht alles kann kompensiert werden. Insofern rechnen wir natürlich auch mit einem wirtschaftlich ganz schwierigen Jahr. Ich hoffe, dass es uns im nächsten Jahr gelingt, schon wieder etwas mehr zu kompensieren – aber 2020 ist ein absolutes Krisenjahr.

Und natürlich muss man die Situation heute im Juni 2020 sehr ernst nehmen. Was passiert weiter mit Corona? Gibt es eine zweite Welle und wie könnten wir diese in diesem Land, in Europa, aber eben auch in der DAA erleben? Und wie können wir das nochmal ein zweites Mal gut durchgehen? Das ist eine Glaskugel, die momentan keiner lesen kann – aber es ist mir wichtig, das nochmal zu verdeutlichen – das eine ist, was wir an Kraft und Aufbruch, an Durchhaltevermögen und Engagement erleben und das andere ist eine absolut tiefgreifende Krise, die man aus meiner Sicht auch politisch noch anders hätte begleiten müssen.

Man hätte auch – und das wünsche ich mir für die Zukunft – stärker politische Entscheidungen in den Vordergrund rücken müssen, welche Bedeutung die Weiterbildungsbranche für die Gesellschaft hat. Das, was wir tun, hat in seiner Wirkung eine stabilisierende Wirkung für Menschen, die aus der normalen Lebenskurve rausgeflogen sind und unser Ziel ist es, diesen Menschen den Wiedereinstieg in das Arbeitsleben zu ermöglichen – Menschen zu begleiten, ihr Leben emanzipiert, eigenständig zu leben. Und wir merken, die Unterbrechung von Maßnahmen ist für die Teilnehmer*innen zum Teil eine Katastrophe, weil sie allein gelassen sind, wenn es eben nicht möglich ist, einen Kontakt auf die Dauer herzustellen. Und für viele hat es eine große Bedeutung, dass sie morgens zu uns kommen.


Frage
Glauben Sie nicht auch, dass es vielleicht auch ein neues Interesse an anders gelagerten Weiterbildungsmöglichkeiten gibt – genau für diese Leute, die sich jetzt umorientieren müssen?

Antwort Dina Bösch
Ja, ich glaube, wir werden für die Zukunft eher mit hybriden Modellen arbeiten, die beides abbilden. Wo man vielleicht sagt, an 2 oder 3 Tagen/Woche ist die Teilnehmerin oder der Teilnehmer bei uns im Haus und an 2 Tagen – oder je nachdem, wie man es aufteilt – ist sie oder er z. B. zu Hause. Aber es ist unverzichtbar, immer wieder den persönlichen Kontakt herzustellen – auch aufgrund der Lebensverhältnisse, in denen sich mancher Mensch bedauernswerterweise befindet. Es gibt Erkenntnisse zu der Frage „Wie funktioniert Lernen und was motiviert Menschen zum Lernen?“. Ein Motor für Lernen ist die persönliche Verbindung zwischen dem Schüler und dem Lehrer oder der Schülerin und der Lehrerin – und das ist fast eine emotionale Verbindung. Das meine ich nicht kitschig, sondern das muss man verstehen. Deshalb muss man diesen Kontakt ermöglichen. Und der ist natürlich intensiver, wenn man sich auch mal begegnet ist und so wie wir beide in 1,50 m Abstand stehen – das ist unverzichtbar. Meine Vorstellung auch für die Zukunft ist, wir werden noch stärker als bisher auch mit digitalen Formen arbeiten. Und trotzdem ist auch das Analoge eine Form, die wir weiterhin pflegen werden, für die wir auch stehen und wo wir wissen: Das ist das, was unsere Teilnehmer*innen auch maßgeblich trägt und motiviert.


Frage
Was hätten Sie denn gerne umgesetzt, oder gibt es etwas, das Sie gern umgesetzt hätten, was sich nicht umsetzen ließ?

Antwort Dina Bösch
Es liegt nicht immer alles im eigenen Handlungsfeld. Ich habe es vorhin erwähnt – ich hätte mir mehr klare, unterstützende Ausrichtungen und politisches Handeln gewünscht, für die Branche. Wir mussten schon sehr dafür kämpfen, dass es Bezahlung gibt, dass es Kompensationszahlung gibt u.s.w.

Und wenn ich zaubern könnte, dann wünschte ich mir, dass alle unsere Mitarbeiter*innen den digitalen Führerschein gemacht haben und wir alle gleichermaßen fit sind  im Umgang mit digitalen Lernformen. Könnte ich zaubern, würde ich mir das sehr wünschen, denn es macht uns zukunftsfähig und stark.


Frage
Wenn wir schon über die Zukunft sprechen, wie sind Ihre Gedanken für die Zukunft?

Antwort Dina Bösch
Ich bin ein optimistischer Mensch, aber ich glaube, der Optimismus ist – bezogen auf die DAA – auch berechtigt. Dieses Unternehmen hat eine ganz lange Geschichte. Es kennt Krisen und es ist in der Ausgestaltung stabil. Ich habe es vorhin gesagt, die Säulen, die dieses Unternehmen tragen, sind stabil. Wir sind dazu in der Lage, dieses Jahr ganz gut abzufedern und ich habe keine Angst vor der Zukunft. Natürlich wird sich auch bei uns etwas verändern, das ist so. Veränderung ist auch Entwicklung. Es kann auch sein, dass wir noch einmal kleiner werden, vielleicht werden wir auch noch einmal größer – das weiß ich nicht. Wir werden mit Sicherheit anders, aber wir werden! Und wir werden erfolgreich bleiben – da bin ich ganz sicher.


Soo-Hee Lee de Ghersi
Vielen herzlichen Dank, Frau Bösch.

Dina Bösch
Ich danke Ihnen.